Freitag, Juni 22, 2007

Türkische Hochzeit


Heute habe ich meinen Horizont mal ein wenig erweitert indem ich auf die Hochzeit eines türkischen Arbeitskollegen gegangen bin.
Mit einigen Vorurteilen im Gepäck machte ich mich auf den Weg.
Er, 22 Jahre jung heiratet eine ihm versprochene 20 jährige.
Natürlich hab ich mich im Vorfeld erkundigt wie ich mich zu verhalten habe und welche Fehler meinerseits tödlich enden könnten.
Mein Spickzettel beinhaltete folgendes:
- Nicht overdressed erscheinen
- Zur Begrüssung anständig die Patschehand geben (ach was?)
- Das wars schon
Abgesehen davon hatte ich mir sagen lassen das sämtlicher Alkoholgenuss nicht tolleriert würde, da die Familie streng nach dem Koran lebt.

Also sah mein Plan wie folgt aus, ab nach Hause den schicken Konfirmationsanzug aus dem schrank holen. Mööööööp!!!! Die Hose ist in den vergangenen Jahren dann wohl eingelaufen.... Kacke.... Ab zu Vaddern und nen eleganten grauen Horst-Schlämmer-Gedächnis-Anzug geliehen.
Super, jetzt sah ich schon mal so richtig scheisse-tristlos aus.
Dann kam mir der Gedanke das mich die Musik den ganzen Abend über doch sehr stressen würde, also besorgte ich mir zwei Flaschen Wodka. Entweder schmuggel ich die da rein oder lass sie im Auto meiner Arbeitskollegen die ebenfalls eingeladen waren.
Angekommen vor der Festhalle sammelten wir uns um mutig geschlossen einzutreten.
Direkt am Eingang stand schon so eine Art Platzanweiser der uns persönlich begrüsste. Das war meine erste Gelegenheit freundlich die Patschehand zu geben.
Auf dem Weg zum Tisch war ich überwältigt von der Masse an Hochzeitsgästen.
Ich erkundigte mich nach der ungefähren Anzahl, ca. 400! war die Antwort.
Scheisse, und das alles "nur" wegen zwei Menschen? Krass!
In der Mitte der halle spielte eine sehr professionelle Band die die von mir befürchtete orientalische Musik spielte.
Hunderte von Leuten tanzten ausgelassen mit zufriedenen Gesichtern.
Nicht mal eine Minute saßen wir an unserem Tisch, schon kam der nette "Personal Gastmanager" zu uns. Er erkundigte sich zu meiner verwunderung ob wir denn gerne Alkohol trinken möchten.
Whiskey oder Bacardi? Beides!
Klasse! Bevor ich anfing zu trinken wurde ich aber schon auf die Tanzfläche gezerrt wo mir prompt die ersten Tanzschritte beigebracht wurden.
Nassgeschwitzt trank ich weiter. Dazu blieb aber kaum Zeit, denn jetzt schrie der D.J. "Alle deutschen auf die Bühne". Es folgten lustige Spielchen die auf deutschen Hochzeiten generell erst nach 3,2 Promille stattfinden.
Irgendwie kam ich mir vor wie im Zoo und meinte zu wissen das jeder türkische Satz des Animateurs so etwas bedeutete wie " Guck mal die machen ja echt jeden Scheiss".
Dann gabs Essen, vom feinsten!
Ich war wirklich begeistert von der gesammten Veranstaltung.
Gelungenes Entertainment und Freundlichkeit pur.
Eines bleibst mir aber im Gedächnis, die Braut war zwar eine der schönsten die je gesehen habe aber leider auch die mit dem traurigsten Gesichtsausdruck. Versprochen ist Versprochen. Irgendwie hat jede Kultur wohl seine Schattenseiten.
In jedem Fall bin ich schwer beeindruckt und zugleich saumüde.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das schien ein sehr schönes Erlebnis gewesen zu sein, Benni.

Wenn es nur annähernd so viel Spaß gemacht hat, wie das Lesen dieses Beitrags, dann war riesig!!!

Was haben eigentlich die Gäste zu diesem Thema hier gesagt???

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,490156,00.html

Anonym hat gesagt…

Sehr schön ... guter Mann und dann noch mit Sozialkritischem Ansatz ... ich bin beeindruckt (und das bin ich nicht oft) auch auf die Gefahr mich zu wiederholen ... sehr schön, sehr schön!SCH8